Abhängig von den Übungen ausgeführt wird das Kendo Training mit und ohne Anlegen der Rüstung (Bogu) ausgeführt. Bokuto und
Shinai sind die Trainingswaffen, die dem japanischen Schwert (Nihonto/Katana) nachempfunden sind. Gi und Hakama das Hemd und die Hose, das beim Training immer getragen wird. Über Gi und Hakama
wird die Rüstung angelegt.
Die äußere Erscheinung und der Zustand der eigenen Ausrüstung soll funktional angemessen sein und die Ernsthaftigkeit des Trainierenden widerspiegeln. Da die Ausrüstung in erster Linie
dazu dient Verletzungen zu vermeiden, müssen diese in regelmäßigen Abständen gewartet und geprüft werden. Dies ist eine Verantwortung nicht nur sich selbst gegenüber, sondern auch den
gegenüber den Trainingspartnern.
Das Bokuto ist ein Holzschwert, welches die Form eines Nihontos hat. Es wird vorwiegend für die Kata verwendet, bei der partnerweise fest vorgeschriebene Formen ausgeführt werden. Dabei wird kein Körperkontakt zum Bokuto hergestellt, sondern der Schlag wird kurz vor dem Auftreffen gestoppt.
Verwendet werden zwei Holzschwerter unterschiedlicher Länge. Das Tachi ist ca. 102 cm lang und wiegt etwa 600 g. Das kürzere Kodachi ist nur etwa 55 cm lang und wiegt etwa 300 g. Es wird für die drei
Kurzschwert-Formen der Nihon Kendo Kata verwendet.
Das Shinai ist ein zusammengesetztes Bambusschwert aus vier Bambusstreben und wird mit einer Schnur und
Lederteilen zusammengehalten. Durch die Einführung des Shinai und der Rüstung (Bogu) konnte sich Kendo erst zu einem Vollkontaktsport entwickeln. Es ist etwa 120 cm lang und 500
g schwer.
Verglichen mit dem Bokuto hat das Shinai normalerweise einen runden statt ovalen Griffes, sowie keine offensichtliche Klingenseite. Daher müssen die Griffhaltung und die Schnittlinie angepasst werden.
Für das normale Training in der Rüstung werden Shinais verwendet. Dabei gibt es sehr viele unterschiedliche Arten von Shinais: griff- oder kopflastige Gewichtungen, Madake- oder Keichiku-Bambusarten, sowie verschiedene Griffformen (oval, octagonal, dünner oder dicker Griffdurchmesser, längere oder kürzere Grifflänge). Was schlussendlich verwendet wird hängt von den Präferenzen des Trainierenden ab.
Das eigene Shinai muss regelmäßig geprüft und gewartet werden, um die Sicherheit gegenüber unseren Partnern zu gewährleisten. Dementsprechend werden bei allen Wettkämpfen und Prüfungen der Zustand des Shinais kontrolliert.
Unmittelbar nach dem Kauf, sowie jeweils vor und nach dem Training sollte das Shinai untersucht werden auf:
Die Trainingskleidung beim Kendo ist die Trainingsjacke (Kendo-Gi) und der Hosenrock (Hakama). Traditionell sind sie indigoblau (Aizome)
gefärbt und bestehen größtenteils aus Baumwolle. Die dicken Stoffe aus Baumwolle und in Aizome gefärbt werden auch Orizashi genannt.
Die traditionelle Aizome-Farbe färbt beim Training und beim Waschen noch lange ab. Traditionell gefärbte Stoffe verfärben sich nach langer Trainingszeit zu einem
markanten leicht helleren blau Ton.
Heute sind aber auch synthetisch gefärbte und aus Synthetik-Fasern bestehende Kleidungsstücke verbreitet, da diese nicht abfärben und sich schneller trocknen und einfacher waschen lassen.
Das Kendo-Gi ist eine kurzärmelige und lange Jacke, die bis zur Mitte der Unterarme bzw. den Oberschenkeln reicht. Das Gi wird mit zwei Bändern an
der Brust zugeschnürt. Bei aus Baumwolle bestehenden traditionellen Kendo-Gi wird meist auch die Schwere des Stoffs bzw. die Nahtdichte angegeben. Dabei ist beispielsweise ein Gi
oder Hakama mit einer Nahtdichte von #10,000 schwerer, dichter und bietet mehr Schutz als ein Kleidungsstück von #8,000 Nahtdichte. Dabei sollte man beachten, dass
mit steigender Nahtdichte die Steifigkeit des Stoffes zunimmt und somit auch die Pflege schwieriger wird.
Darüber wird der Hakama getragen, indem der Hosenrock über den Kendo-Gi auf Bauchnabelhöhe mit vier langen Bändern befestigt wird. Nach dem Anlegen sitzt im unteren Rückbereich eine trapezförmige Verstärkung aus Plastik an, welches die Haltung stabilisieren und verbessern soll. Charakteristisch für den Hakama sind die weit geschnittenen Hosenbeine, sowie die sieben senkrechten Falten. Die fünf Falten auf der Vorderseite und zwei Falten auf der Rückseite symbolisieren
Über Kendo-Gi und Hakama wird die Rüstung (Bogu) angelegt. Diese besteht aus vier Teilen, die traditionell
ebenfalls Aizome gefärbt sind: Men (Maske), Kote (Handschuhe), Do (Brustpanzer) und Tare (Unterleibschutz).
Die Rüstung wird in unterschiedlichen Qualitätsstufen angeboten, dementsprechend fällt die Preisgestaltung und auch die Wahl der Materialien unterschiedlich aus. Im oberen
Preissegment werden Rüstungen oft handgenäht und es werden hochwertige Materialien wie Hirschleder und -wolle (Konkawa) verwendet. Ein Großteil heuter
verwendeter und hergestellter Rüstungen sind jedoch maschinengenäht und verwendet Synthetikleder und -fasern (Clarino).
Alle Rüstungen bestehen jedoch größtenteils aus dem Polstermaterial (Futon). Eine Vielzahl von Stoffen, Wolle und Filz werden dabei
zusammengepresst und in einen dicken Baumwollstoff gepackt und dann zusammengenäht. Die Rüstung wird dann zusätzlich in stark beanspruchten Regionen mit Leder oder Orizashi verstärkt wird, welches die Langlebigkeit und das Aussehen maßgeblich
beeinflussen.Früher wurde auch Rindleder verwendet, welches heute
allerdings wegen einiger nicht wünschenswerter Eigenschaften größtenteils nicht mehr verwendet wird. Es wird beispielsweise nach dem Feuchtigkeitskontakt - sprich Schweiß - steif und ungelenkig.
Zudem nimmt es die Aizome-Farbe schlecht auf und verblasst zu einem Grauton, statt einem helleren Blauton.
Dabei wird der Nahtabstand immer in Millimetern mit angegeben und bewegt sich zwischen 2-10 mm. Je kleiner der Nahtabstand, desto steifer und dünner
wird das Futon und desto widerstandsfähiger wird es. Größere Nahtabstände sind weicher und polstern mehr gegen Schläge, sind aber weniger lang haltbar.
Eine Besonderheit bilden handgenähte Rüstungen, bei denen der Nahtabstand in der japanischen Maßeinheit Bu angegeben wird, welche etwa 3 mm entspricht.
Es gibt zudem eine Vielzahl von Nahtarten, von denen eine Vielzahl in den letzten Jahren zusätzlich zu den traditionellen etablierten Nahtarten hinzugekommen sind. So gibt es beispielsweise Gunomezashi, Nanamezashi, Bozashi, Cross-Stitching und Hybrid-Stitching.
Der Unterleibschutz, das Tare, wird als erstes über Hakama und Gi auf Hüfthöhe angelegt. Es ist keine gültige Trefferfläche und dient hauptsächlich
zum Schutz gegen fehlgeleitete Schläge auf den Brustpanzer (Do).
Das Tare besteht aus fünf rechteckigen Polstern (Taredare), die über einen Gürtel (Tareobi) miteinander verbunden sind. Auf das mittlere Taredare wird das Zekken befestigt. Dies
ist ein extra angefertigtes Stoffbeutelchen, auf dem der eigenen Namen und die Vereinszugehörigkeit abgebildet sind
Nach Anlegen des Tare erfolgt das Anlegen des Brustpanzers, des Do. Die gültige Trefferfläche sind jeweils die rechte und linke Seite des Do, also nur die seitlichen Brustbereiche unter den Achselhöhlen.
Traditionell bestand das Do aus vielen zusammengeklebten Bambusstreben. Heute sind die meisten Do synthetisch aus Kunststoff hergestellt und lediglich mit Bambusoptik versehen. Zudem ist das Do (vom Tenugui abgesehen) personalisierbar und eine Vielzahl von Farben und Mustern kann ausgewählt werden, abgesehen von der Standardausführung in schwarz.
Darauf folgen der Helm und die Handschuhe, das Men und das Kote, nachdem Tare und Do angelegt wurden. Nach dem gemeinsamen Angrüßen werden zusammen mit den anderen Trainierenden gleichzeitig Men und danach Kote angezogen. Tare und Do sollten bereits zuvor angelegt worden sein.
Das Men wird mit zwei langen Bändern hinter dem Kopf mit einem horizontalen Knoten befestigt. Es ist die Haupttrefferfläche im Kendo und soll deswegen besonders sitzen, daher sollte im Zweifel lieber eine kleinere Größe gewählt werden, da sich das Men mit der Zeit an die Kopfform des Trainierenden anpasst. Die beiden Flügel (Mendare) sollen die Schultern bei fehlgeleiteten Schlägen schützen. Abgesehen von der Trefferfläche zwischen den Schläfen im Stirnbereich, befindet sich die zweite Trefferfläche unter dem Kinn, zur Kehle hin.
Vor Anziehen des Men wird zuvor noch das Tenugui angelegt. Dieses rechteckige Baumwolltuch dient dazu Schweiß aufzusaugen und von den Augen fernzuhalten, sowie dem Men zusätzlichen Halt zu geben. Es ist neben dem Do die einzige Möglichkeit sein Aussehen individuell zu gestalten, daher gibt es auch hier eine Vielzahl von Farben, Mustern, Motiven und Sprüchen zur Auswahl.
Nachdem das Men angelegt wurde, werden nun die Kote angezogen. Die Fäustlinge bestehen aus einer Polsterung im Handbereich (Koteatama) und der
eigentlichen Trefferfläche auf dem Unterarm (Kotebuton).
Die Kote sind die Rüstungsteile, die am stärksten beansprucht werden und müssen daher auch am häufigsten repariert oder ausgetauscht werden.
Beim Ausziehen der Rüstung wird alles in umgekehrter Reihenfolge ausgezogen: Kote-Men-(Tenugui)-Do-Tare und danach zuerst Hakama und dann Gi.